E nöii Form vo Fürsorg
1.7.2025
Mängisch rede mer zäme. Auso so richtig, we mir zäme umne Tisch hocke oder am Schatte uf em Roucherbänkli vor em Huus üsne Sücht fröne. Mängisch sy mer derby überdrääjt u läschtere über Arbeitsbedingige, Kollege, Familie, Politik. Mängisch sy mir muderig u sürmle, mängisch pflaatsche mir plütterfuu desume, mängisch sy mer hässelig u greizt. U glych, es wird gredt, über dieses u äis, über d Laag vo der Nation, über üser Ching, irer Problem, irer Zuekunftsängscht. Es git gäng viu z berede. Aber zäme rede, das wird zur Rarität, wo me sech auä scho gly eis gar nümme cha leischte, we me zwäcks em Widererlange vo der Sprach muess tüüri Coaches u Seminarleiter organisiere.
Uf di kurlig Idee chumen ig, wenn ig de Lehrerinne u Lehrer zuelose, wo mi Wäg chrüze. De verzelle si, dass si der Ydruck heige, dass d Ching nümme gwanet syge, dass daheim gredt wärd. Dass es so öppis Biders wine Familietisch, wo me mindeschtens einisch pro Tag zäme tüei ässe, gar nümme gäbi.
«Chürzlech», so verzellt eine, «han ig anere Mueter am Telefon gseit, ob si de chönnt luege, dass ires Ching, wo am Schuelabschluss i der Band u im Theater tüei ufträte, es wysses T-Shirt derby heig.» Was er de heig zur Antwort übercho, heig ihn – nach fasch eme halbe Jahr probe für das Grossprojekt – doch sehr erstuunt: «Was, mys Ching spilt Theater u macht mit i der Band! Das cha doch gar nid sy, ig ha no nie so öppis ghört!» U das, das syg de nid öppe d Usnahm, sondern d Regle!
Hoppla! U sofort hei mir üs alli gfragt, was de dert daheime gredt wärdi, we nid über ds unmittelbare Läbe vo de Ching u de Eltere. «I ganz vilne Familie wird nümm gredt», het der Kolleg gseit u der Chopf gschüttlet u dramatisch aagfüegt: «D Familie sy sprachlos worde, das merkt me im Alltag i jedere Situation!»
Um Gotteswille, schiesst es mir düre Chopf. U ig flüchte mir zum Abreagiere grad chli i di soziale Medie. U stuune. Jungi Froue, ja, ganz bsungers jungi Müetere, wärde dert nid müed, Bilder vo Chatze u Velo, wo länger als e halb Stung amene Ort desume hocke oder desume stöö, z poste.
«Wäm ghört das? Steit syt hüt Morge scho da?»
«Weiss öpper, was das fürne Chatz isch, si louft au Aabe a üsem Huus verby!»
«Uf em Parkplatz vo der Badi ligt e Schirm, wäm ghört dä?»
«Vor em Coop steit syt geschter Aabe es Trotti, weiss öpper, wär das het laa staa?»
U so ziet es sech düre. Tag für Tag, Wuche für Wuche. Gäng mit Foto, gäng miteme Huufe Lachi- u Grännigringli, mit Härzli oder dicke Fragezeiche verziert.
Läck, di Fürsorg! Aber vilech wär es glych besser, we me daheim am Tisch ds Ching tät frage: «Was heit dir hüt gmacht i der Schueu? Macht d Lehrere das Jahr ou es Theater zum Abschluss? Fägts m Musigungerricht? Hesch Ufzgi? Chan ig dir öppis hälfe?»
Ach, me chönnt so viu rede i der eigete Familie. We me sech nid um frömdi Velo u Chatze müsst kümmere!
Ehrlichkeit
26.6.2025
Wi so mängisch, wenn es mi grad aachunnt, loufen ig dür d Innestadt. Loeb-Egge, Bäreplatz, Zytglogge, de ache dür di unger Altstadt, meischtens via Pläfe (Münschterplattform) u Junkeregass. Uf der Nydeggbrügg git es e Blick uf d Bäre. De ume obsi. Am Chinderbuechlade verby, bym Rathuus wächslen ig d Gass, luege d Schoufänschter vo de Antiquitätehändler aa u dänke jedesmau, dass ig ganz offesichtlech mit mym Silberbsteck vom Götti, de paar schön gschliffne Kristallgleser vo der Gotte u em angere alte Plunder es Vermöge horte daheim. Ou im Drachenäscht git es en Ougeschyn. U de wyter bis zum «Pyri», won ig mir es Panaschee gönne.
Ig mache das aues eifach so. Ohni Ziu, ohni Ufgab. Eifach nume, um umezschlüürme. Oder, wi me hüt seit, für «windows shopping». Heisst luege, gaffe, gwungere. Choufe höchscht sälte öppis. Weu, wenn ig i d Stadt gaa umne bestimmti Sach z sueche u z choufe, de bin ig ganz angers ungerwägs. De juflen ig i die Läde, wo Erfolg verspräche.
Ja, u i der Marktgass stoglen ig de öppe hie u da a Bättler verby. Für dä Zwäck han ig gäng es Hämpfeli Fränkli u Zwöifränkler im Hosesack. U mängisch giben ig e Stutz oder zwe, o weni weiss, dass si es i der Regu nid wi «versproche» bruuche, zum sech öppis ds Ässe z choufe. Das heisst, mou scho, we me argumentiert wi d Mönche i de mittelalterliche Faschtezyte, wo o Bier als unentbehrlechi «Nahrig» hei aagluegt. Item. Mängisch höcklet eine dert, wo aber vilech grad chli z ehrlich isch. Er bruucht Stutz «für Droge, Alk u für ds Puff», win er charmant seit oder mängisch o ufeme Plakätli ufgschribe het. Won ig ihn z erschte Mal ha gseh, hani müesse lache. Mittlerwyle isch mir klar, dass me ihn im Bundeshuus sött engagiere. Er chönnt dert mau es «Ehrlichkeits-Seminar» ga abhalte. Vilech chönnte me ihn o mal i ds Oberwallis schicke. Dert söu es Magistratinne im Ruhestand gää, wo ob so viu ungschönter Wahrheit auä afe grad mau ghörig täte erchlüpfe, dass der Chlapf lüter wäri als der Überschallknall vomene F-35-Kampfjet.
Schinti u Rauft. U em Köppel sy Huet.
23.6.25
«Frou Bärner, sött me d Hutt abmache?», fragt mi di Jugendlechi u luegt uf d Zuetate vor ire uf em Tisch: Eier, Chäs, Anke, Zibele, Öpfu, Orange, Brot. Si luegt mit grosse, ratlose Ouge. U d Frou Bärner luegt nid weniger doof zrugg: «D Hutt? D Hutt vo was?»
«Vo all dene Sache?», chunnt es no hilfloser zrugg. «Aso vo dene Eier und em Chäs und der Butter und däm da», seit si u zeigt uf d Zibele.
U er Frou Bärner gheit es wi Schuppe vo de Ouge. Oder vilech isch es o d Hutt, wo vo de Ouge wägrütscht: Im Wortschatz vo der Generation «Hutt» (jaja, si zeigt o grän Hutt) git es ke Differenzierig meh. D Orange het genauso ne Hutt wi d Eiche im Garte, d Banane het e Hutt, der Chäs sowieso – ömu spätestens denn, wenn ihm non es Pelzli wachst. U natürlech hei o der Chnoblech u d Zibele e Hutt. Uf em Gratin git es e Hutt, we me ihn tuet bbache u der Chäs aafaat brüntschele.
Rauft, Kruschte, Hüutschi, Ringe, Schinti, Schale. Di Vilfalt vo Bezeichnige wär no grösser als di fragende Ouge vo der junge Frou. Aber si geit so nadisna verlore. Auso d Vilfalt! Üsi Sprach uberchunnt Näggi u Müssi i d Hutt, chönnt me quasi säge. U was macht der Obereidgenoss Köppel gäge dä Verluscht? Er lanciert e futztüüre Huet, adaptiert em Trump sy roti Schirmmütze, pryst sen aa für 65 Stutz u schrybt druf: «Make Switzerland neutral again!» Potzdonner! Der Köppel wott itze uf sym Gring ono e Huet - oder doch eher e Hutt trage – aber er cha äbe nume Änglisch, der Retter u Hüeter vo der Schwiz. Da lüpft es er Frou Bärner doch glatt der Dechu! Ähm, exgüsee, d Hutt natürlech. U am liebschte würd si ihm drum die Hutt, wo früecher no Fäll gheisse het, über d Ohre zieh!